Pressebericht
Lernen im Schulhaus weicht Spaß in freier Natur
Grundschüler bauen Nistplätze und ein Waldklassenzimmer


Von unserer Mitarbeiterin Carina Jock

"Wir lernen hier etwas über die Natur, die Pflanzen und die Tiere", berichtet der neunjährige Felix euphorisch, die Bäckchen rot vor Anstrengung und Kälte. Er ist gerade dabei Baumrinde auf dem matschigen Waldboden zu verteilen, "damit es nicht so rutschig ist, wenn wir später einmal wieder herkommen", erklärt er. Gemeinsam mit Grundschülern der Grünwettersbacher Carl-Benz-, und Heinz-Barth-Schule, sowie der Waldenser Grundschule Palmbach kommt Felix seit Dienstag täglich für etwa zwei Stunden ins Wettersbacher Landschaftsschutzgebiet "Gewann Wolf". Auf Initiative der Ortsgruppe des Schwarzwaldvereins Wettersbach legen sie dort bis einschließlich heute ein Biotop an.

"Die Kinder sind dabei, aus Steinen eines abgerissenen Grünwettersbacher Hauses eine Trockenmauer zu bauen", so Hartmut Stech, Naturschutzwart des Schwarzwaldvereins. In den Ritzen der Mauer sollen sich später Insekten ansiedeln, während in einer von den Schülern angelegten Benjeshecke aus Zweigen bald Vögel nisten sollen. Auch für einen Unterschlupf für Igel hatten sie gesorgt, indem sie einen Haufen aus Geäst aufschütteten.

Ziel des Projektes ist, den Kindern deutlich zu machen, dass sie aus Abfallprodukten wie Gehölz neue Lebensräume schaffen können", betont Rainer Frank, Ortsvorsteher aus Wettersbach, der sich selbst ein Bild von der Tätigkeit der Grundschüler machte. Wie er zeigte sich auch Harald Scholz, Schulleiter der Heinz-Barth-Schule, beeindruckt vom Einsatz und der Teamarbeit der kleinen Waldarbeiter. "Die neuen Bildungspläne haben es ermöglicht, dass unsere Schule das Profil "Natur und Umwelt" wählen konnte, weswegen wir die Woche mit den Klassen im Gelände verbringen", so Scholz. Die Aktion werde nach dieser Woche fortgesetzt, denn schließlich würden die Kinder im Gewann Wolf auch ihr Waldklassenzimmer mit Tischen und Bänken aus Eichenholz bauen. Beim Unterricht im Freien sollen dann in Zukunft Schautafeln den Stoff vermitteln, und nicht nur Felix, sondern auch Katharina und Sophie freuen sich schon auf die Schulstunden im Waldklassenzimmer. Mit Spaten, Stöcken, aber auch mit bloßen Händen graben Sophie und die anderen kleine Steine aus dem Waldboden aus, um Lücken in der Trockenmauer zu füllen. Und obwohl ein Mädchen offen kund gibt, dass ihr geradezu "saukalt" ist, bremst sie das nicht in ihrem Eifer.

Nicht weniger Mühe gab sich laut Stech vorgestern eine Gruppe behinderter Kinder, die einen Holzhaufen als Unterschlupf für Mäuse aufschüttete. Diese Kinder der Waldenser Grundschule, die Dank des integrierten Schulentwicklungsprogrammes (ISEP) dort zur Schule gehen, haben so die Möglichkeit die Natur zu erleben, meint Frank. Dass immer weniger Kinder vom Elternhaus aus mit der Natur vertraut gemacht werden, bedauert Stech sehr: "Für berufstätige Eltern ist es bequemer, in der Freizeit vor dem Fernseher zu sitzen, als spazieren zu gehen", vermutet er. Dabei hielten sich viele Kinder so gerne im Freien auf. Wie Felix. Denn der strahlt.